Chocolat
Roschdy Zem, France, 2016o
Du cirque au théâtre, de l'anonymat à la gloire, l'incroyable destin du clown Chocolat, premier artiste noir de la scène française. Le duo inédit qu'il forme avec Footit, va rencontrer un immense succès populaire dans le Paris de la Belle époque avant que la célébrité, l'argent facile, le jeu et les discriminations n'usent leur amitié et la carrière de Chocolat.
Roschdy Zem contourne l’obstacle du biopic en se concentrant sur les amis et artistes. Il a intelligemment exploité le talent de James Thierrée, enfant de la balle, qui a eu carte blanche pour concevoir les numéros de clown. Ne restait qu’à mettre en place une complicité avec Omar Sy, un comédien qui a commencé sa propre carrière en duo, et nous voilà au spectacle.
Philippe LagoucheLa vertu de ce film est avant tout pédagogique : il nous enseigne un destin méconnu, nous rappelle ce que fut le racisme ordinaire dans la France républicaine de la fin du XIXe siècle, tout en brossant le tableau d’un milieu parisien du spectacle.
Serge KaganskiOmar Sy spielt Rafael Padilla, genannt "Chocolat", der als Clown schwarzer Hautfarbe zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Frankreich großen Erfolg damit hatte, in der Manege Fußtritte und Ohrfeigen einzustecken. Hervorragender Film von Roschdy Zem, der zeigt, zu welchen Bedingungen jemand nur "als Schwarzer" erfolgreich ist und an ein Spiel gebunden ist, das er bei allem Triumph nur verlieren kann.
Philipp StadelmaierGalerie photoso
Der Intouchables-Star über den schwarzen Clown Chocolat, Rassismus im 19. Jahrhundert und was sich seither verändert hat.
Was macht einen grossen Komiker aus?
Es ist immer dasselbe: Rhythmus und Timing. Ein falscher Schritt, eine Geste zu viel, und es geht schief.
Schon Freud fiel auf, dass es allen peinlich wird, wenn ein Komiker versagt. Warum?
Es stimmt und ist auch interessant, aber ich weiss nicht, woher diese Scham rührt. Manche Komiker nutzen sie aus: Sie zögern die eigentliche Pointe heraus, indem sie zuerst eine schlechte platzieren. Wenn dann die richtige kommt, lacht man umso befreiter.
In «Intouchables» spielen Sie Ihre verbalen Stärken als Komiker aus, in «Chocolat» setzen Sie auf das Körperliche. Was liegt Ihnen mehr?
Die Komik der Sprache. Den physischen Aspekt der Komik lernte ich erst mit diesem Film kennen und mit meinem Filmpartner James Thierrée. Der ist darin ein Meister. Je länger wir miteinander arbeiteten, desto mehr ging der eine auf die Stärken des anderen ein. Rafael Padilla, die historische Vorlage meiner Figur, arbeitete als Clown vor allem mit seinem Körper.
Ihr Filmpartner Thierrée ist Schweizer, ein Enkel von Charlie Chaplin.
Und er hat etwas von ihm, nicht wahr? Man kommt nicht drauf, ausser wenn man es weiss.
Rafael Padilla scheint, so jedenfalls spielen Sie ihn, ein trauriges Leben gehabt zu haben.
Allerdings. Er war traurig, weil er alleine war in allem. Einsam als Afrikaner in Frankreich, als Schwarzer in Paris, der sich mit keinem darüber austauschen konnte, was ihm widerfuhr. Er kam von Kuba nach Frankreich und hatte keinen Kontakt mit seiner Familie mehr. Als Clowns Footit und Chocolat hatten er und sein Partner schnell Erfolg, er verdiente eine Menge Geld, war überall beliebt, blieb aber auf sich gestellt.
In «Chocolat» zeigen Sie ihn als Witzfigur, über die das Zirkuspublikum lacht, weil sie dauernd Prügel bezieht. Zugleich ist er ein sehr stolzer Mensch. Wie geht das zusammen?
Genau dieser Widerspruch hat mich an ihm so interessiert, wobei mir nicht klar ist, wie er selber diesen Widerspruch erlebte. Wahrscheinlich hatte er in dieser Stadt zu dieser Zeit keine andere Wahl, als ihn auszuhalten. Was sollte er anderes machen? Diese Rolle wurde ihm zugesprochen, damit machte er sein Geld. Aber er zahlte einen hohen Preis.
Indem er sich selbst Schaden zufügte: Er verlor Geld beim Spielen, trank, nahm Opium.
Mir gefällt das an ihm, es macht ihn doch modern, zu einer Art Rockstar. Chocolat konnte seinen raschen Aufstieg nicht verkraften. Vergessen Sie nicht, dass Rafael Padilla als Kind von Sklaven auf die Welt kam. Für ihn war der Erfolg Ausdruck von Freiheit, und Freiheit bedeutete für ihn, sich alles zu erlauben. Also auch den Rausch.
Dabei wollte er sich doch von der Abhängigkeit von seinem Partner befreien.
Ja, der Drang wurde immer stärker, bis er die Entscheidung traf und sich von Footit trennte.
Footit, sein Freund und Meister, war homosexuell. Denken Sie, dass er in Chocolat verliebt war? Der Film deutet es an.
Viele Leute sehen das so, und ich gebe ihnen recht. Footit hat sich sehr auf seinen Partner eingelassen, und diese Intensität lässt sich nur durch Liebe erklären oder zumindest durch eine grosse Faszination. Dass Footit homosexuell war, zeigt der Film aber nur verhalten, deutet es in einer Szene an. So kann sich jeder seine eigene Meinung bilden.
Offensichtlich handelte es sich um eine tiefe, aber auch schwierige Beziehung.
Das ist bei künstlerischen Partnerschaften nun mal so. Ich habe es selbst erlebt.
Sie haben mit Fred Testo als Komiker debütiert im Radio, dann im Fernsehen. Auch «Intouchables» und «Samba» mit Charlotte Gainsbourg leben von Duos. Wieso liegt Ihnen das?
Am Anfang hat es sich so ergeben, in der Folge kam es mir entgegen. Ich arbeite sehr gerne mit Partnern zusammen.
Sie sind als Schwarzer in Frankreich aufgewachsen. Haben Sie selbst rassistische Erfahrungen machen müssen?
Man muss die Verhältnismässigkeit wahren. Rafael Padilla lebte im Frankreich der Jahrhundertwende, ich kam 1970 zur Welt, wuchs also in den Achtzigern auf. In diesen siebzig Jahren sind wir doch ein wenig weitergekommen (lacht). Ich behaupte nicht, dass es keinen Rassismus mehr gebe, aber er manifestiert sich anders, subtiler. Damals fragte man sich ernsthaft, ob Schwarze den Weissen als Menschen ebenbürtig seien. Als ich aufwuchs, gab es noch einiges zu regeln, also haben wir es geregelt.
Jean-Marie Le Pen beklagte sich noch vor wenigen Jahren, die Fussballnationalmannschaft sei nicht französisch. Und seine Tochter Marine könnte als Premierministerin gewählt werden.
Das gehört auch zu diesem Land und seiner Geschichte. Auch deshalb haben wir diesen Film gemacht. Und um an einen Komiker zu erinnern, der komplett aus der Erinnerung gelöscht wurde. Footit blieb im Gedächtnis, Padilla ging vergessen. Dabei haben die beiden den weissen Clown und den dummen August geschaffen, allgemeiner gesagt: das komische Duo, was den Zirkus und überhaupt die Komik stark beeinflusst hat. Das hatte es vorher nicht gegeben.
Aber seither: Hugh Laurie und Stephen Fry, Oliver Hardy und Stan Laurel, John Belushi und Dan Aykroyd, oder bei Beckett Estragon und Wladimir.
Genau, und Rafael Padilla hat es miterfunden. Schon deshalb ist es wichtig, an ihn zu erinnern.
Über die Pariser Attentate des 13. November haben sich viele französische Künstlerinnen und Künstler geäussert, rasch und heftig, Sie hielten sich lange zurück. Warum?
Weil mich in solchen Situationen zwar die Trauer ergreift, nicht aber das Bedürfnis, sie mitzuteilen. Ich sehe nicht ein, was so etwas bringen soll. Dazu kommt der Respekt vor den Familien und Freunden derer, die getötet wurden. Mich öffentlich mit Kommentaren aufzudrängen, während diese Leute trauern, stört mich. Es ist nicht nötig, in jedes Mikrofon hineinzureden, das einem entgegengehalten wird und alles weiterverbreitet, was man sagt, nur weil man berühmt ist.
Ihre Berühmtheit haben Sie dem Film «Intouchables» zu verdanken, der als kleine Komödie begann und zum drittmeist gesehenen Film Frankreichs avancierte. Wie haben Sie Ihren Erfolg wahrgenommen?
Als Geschenk.